Stell Dir vor, Du müsstest nie wieder über Geld nachdenken. Was würdest Du tun?
Diese Frage stelle ich mir seit einigen Wochen. Nicht weil ein Investor bei hypr eingestiegen ist, sondern weil ich „Utopien für Realisten” von Rutger Bregman gelesen habe und ein großer Abschnitt des Buches sich mit dem Gedanken des Bedingungslosen Grundeinkommen beschäftigt.
Jahrelang dachte ich: Wenn Menschen kein Geld verdienen müssen, machen sie nichts Sinnvolles, werden faul und träge. Wenn Menschen sich so sicher fühlen, dass sie keinen Antrieb haben, Geld verdienen zu müssen, leidet die Innovationskraft. Wieso über Lösungen nachdenken, wenn es keine Probleme gibt?
Bregman zeigt auf, dass oft das Gegenteil passiert. Menschen engagieren sich viel stärker für das Gemeinwohl. Sie bringen sich in ihren Nachbarschaften ein. Sie kümmern sich mehr um ihre Mitmenschen. Weil sie es sich leisten können. Weil sie keine Geldsorgen haben und nicht zehn Stunden mit einem oder eventuell auch mehreren Jobs verbringen müssen, um ihre Familien zu ernähren.
Wer Geldsorgen hat, so Bregman, trifft oft schlechte Entscheidungen – und wird nicht selten kriminell. Wenn Du so arm bist, dass Du nichts zu verlieren hast, steht auch nicht viel auf dem Spiel.
„Bedingungsloses Grundeinkommen” als Framing
Ich habe mir keine abschließende Meinung über das Bedingungslose Grundeinkommen gebildet. Aber ich finde den Gedanken wirklich spannend. Ein Erzieher im Kindergarten meines Sohnes meinte im Gespräch mit mir, dass seine Frau das bedingungslose Grundeinkommen beziehen würde – und sich seitdem als Lesepatin für Kinder aus armen Familien engagiert. Weil mir nicht bewusst war, dass es schon irgendwo in Deutschland das bedingungslose Grundeinkommen geben würde, fragte ich nach, ob das Ganze ein Pilotprojekt sei. Er verneinte und erzählte, dass seine Frau vor ein paar Jahren einen unverschuldeten schweren Verkehrsunfall hatte und seitdem nicht mehr in ihrem alten Job arbeiten kann, weswegen sie nun Rente bezieht. Weil sie aber nicht hilflos ist und viele Dinge – wie eben Kindern vorlesen – machen kann, nennt die Familie das „Bedingungsloses Grundeinkommen”.
Als meine Kolleg:innen und ich uns vor ein paar Wochen zu einem Offsite physisch in Berlin trafen, sprachen wir darüber, wer von uns (im gleichen Job) weiterarbeiten würden, wenn es so etwas wie das bedingungslose Grundeinkommen geben würde. Ich war überrascht, wie Viele an Bord bleiben würden. Und fand das natürlich einerseits toll. Andererseits dachte ich aber, wie wunderbar es wäre, wenn wir künftig nur noch für solche Unternehmen, Organisationen und Menschen arbeiten würden, die die Welt, unser Leben und vor allem das Leben unserer Kinder bedingungslos verbessern würden. Das tun wir – wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich sind – nicht immer.
„Utopien für Realisten” ist – noch mehr als „Im Grunde gut” – ein großartiges Buch, das ich jedem Menschen, der sich fragt, wie die Welt von morgen aussehen sollte, empfehlen möchte.
Hast Du schon mal über das Bedingungslose Grundeinkommen nachgedacht? Schreib mir. Mich würde Deine Gedanken dazu interessieren.
Noch nicht wirklich. Aber jetzt... 🤔